Robert HP Platz
Werkkommentar
Maro


Maro für Violine solo entstand 1980 nach einem Gedicht von Thomas Brasch ("Das stille Verschwinden der Angestellten"). Der formalen Anlage des Gedichtes folgend überlagern und kommentieren sich drei Schichten von völlig verschiedenen Charakteren, die direkt von sprachlichen auf musikalische Inhalte übertragen wurden: eine narrative Struktur (Rezitativ), ein äußerer Monolog (Arie), ein innerer Monolog (Traum  -  Vision). Vor allem diese dritte Schicht, die die anderen zunehmend überwuchert und das Ende des Stückes alleine bestreitet, drängt sich der Aufmerksamkeit des Hörers auf: mit diesem Stück entwickelte ich eine Instrumentaltechnik, die zu jedem Ton noch einen gewünschten Oberton erklingen läßt, also Mehrklänge ermöglicht. Geht man davon aus, daß Klangfarbe durch dominante Obertöne bestimmt wird (von Einschwingvorgängen etc einmal abgesehen), läßt sich somit die Klangfarbe eines jeden Tones genau vorherbestimmen. Dadurch entstehen zweistimmige Gebilde, die entsprechend polyphon gestaltet werden können, man hört also horizontal zweistimmige Linien und gleichzeitig vertikal in die Klänge hinein.

Maro ist ein Teil der größeren Komposition Maro & STILLE und ist Toshiko Takada-Riehl gewidmet.

Robert HP Platz



Maro (1980)
für Violine solo

UA: Köln 1981
Dauer: 9'
Verlag: Breitkopf & Härtel

siehe auch Maro & Stille

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