ATILA
Im Sommer 1991
erzählten mir Freunde von einer Entdeckung: ein junger Sänger war aus
seiner Ausbildung ausgestiegen und in einem Wiener Pennerheim gelandet.
Die Schilderung eines im Kreis der Stadtstreicher gegebenen
phänomenalen Konzertes rief in meiner Vorstellung Bilder einer
opernhaften (filmhaften?) Szene hervor und ich entschloß mich spontan,
ein Echo davon in meine Komposition RELAIS aufzunehmen.
Wir
versuchten, diesen Sänger zu finden; es gelang aber nur teilweise:
einmal habe ich kurz mit ihm telephoniert, persönlich habe ich ihn nie
kennenlernen können - er tauchte wieder unter, keiner weiß,
wo er sich aufhält.
So wird er ein Mythos bleiben und ich weiß nicht einmal, ob es ihn wirklich gibt. Sein Name: Atila.
* * *
Die Komposition ATILA entstand im Mai 1992 in einem Bergdorf in Japan.
Wenige Tage nach der Fertigstellung der Partitur besuchte ich in Tokyo
zum erstenmal eine Bunraku-Aufführung.
Ich hatte vorher von den
Künsten der Puppenspieler des Bunraku gehört; was aber meine ganze
Aufmerksamkeit gefangennahm wr die Virtuosität des Rezitators, der
gleichzeitig alle Rollen sämtlicher Bühnenfiguren übernommen hatte und
durch Stimmverstellung und aberwitzige Registerwechsel in der Lage war,
das gleichzeitige Sprechen und Rufen verschiedener Figuren auf der
Bühne glaubhaft zu machen...
Robert HP Platz
ATILA (1991/92) für Stimme solo
Uraufführung: Köln, 3.10.1993
Dauer: 6'
Verlag: Ricordi Paris – R. 2620
aus
RELAIS (L’oeil) ATILA roundling
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