Als ich im Herbst 2022 für vier Wochen zu Gast bei der Wilhelm-Kempff-Stiftung in Positano war, inspirierten mich der Ort und seine Klänge zu der Komposition città verticale für Flöte und Zuspielungen. Die Zuspielungen bestehen einerseits aus einem bordunartigen Zentralklang, der normal über Lautsprecher wiedergegeben wird. Es gibt aber auch knapp 200 Fragmente für Flöte, die als mehr oder weniger dichte Klangwolke den Raum erfüllen, und zwar so dezentral wie möglich, um die Zuhörer mitten in den Klang zu betten und sie zum Teil des Stückes zu machen, indem die Zuspielungen von den Mobiltelephonen im Publikum überall im Raum gespielt werden. So hat jeder seinen eigenen Klangeindruck und trägt auch selber dazu bei.
Dafür hat mir Michael Rogulla eine App entwickelt, die das Publikum schon jetzt auf seine Mobil-Telephone laden* und so dem Solopart die Zuspielungen in der Aufführung hinzufügen kann: Skalen, Vogelrufe, Signale, Familienpfiffe.
In den Zeiten vor Erfindung des Mobiltelephons waren Familienpfiffe ein verbreitetes Signal zur Kommunikation, gerade auch in einem Ort wie das steil in den Felsen gebaute Positano, wo die oberen Stadtteile von unten zwar direkt sicht- und auch akustisch erreichbar waren, wohin man aber bis heute nur in einem mühsamen Treppenaufstieg gelangen kann. Auch in meiner Familie gab es einen Familienpfiff…

Robert HP Platz / 2024